2012

Ein sehr erfolgreiches Jahr 2012 liegt hinter uns – zumindestens aus Sicht derer, die seit Jahren gegen die Abofallen-Mafia im Internet aktiv sind. Seien es nun investigative Journalisten, Blogger, Rechercheure der Print- oder TV-Medien. Das Jahr war turbulent und zeitgleich spannend, wie mein höchstpersönlicher Jahresrückblick aufzeigt.

Bereits im Januar 2012 gab es einen Paukenschlag, denn das ins Ausland verlagerte Abzockgeschäft der Firma Estesa wurde seitens der italienischen Behörden beendet, in dem für die unlauteren Geschäftsmethoden 1,5 Millionen Euro Geldstrafe verhängt wurden. Zudem hat die Antitrustbehörde der Staatsanwaltschaft in Rom, die bereits in der Sache ermittelt, eine Kopie der Maßnahme zukommen lassen, sowie die Postpolizei und der Finanzpolizei informiert. Diese Behörden sind bereits dabei, eventuelle strafrechtlich relevante Aspekte abzuklären. Estesa Ltd. muss außerdem den Auszug der Maßnahme auf der besagten Internetseite veröffentlichen.

Im Februar 2012 wurden dann Michael Burat sowie der Rechtsanwalt Bernhard Syndikus wegen gewerbsmässigen Betrugs zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Hierbei ging es noch nicht einmal um die Abofallen, sondern vielmehr um perfide angelegte Abmahnbetrügereien aus vergangenen Jahren. Ganz nebenbei wurde mal wieder aus dem Netzwerk des Frank Babenhauserheide eine seiner Inkasso-Butzen (Aequatio GmbH, vormals: Collector GmbH) liquidiert, doch dies nur als Randnotiz. Viel spannender war im Februar die Festnahme von Faustus Eberle. Rund 1.000 Polizeibeamte führten insgesamt 64 Razzien in mehreren Ländern durch und konnten so einen empfindlichen Schlag gegen die Callcenter-Mafia erringen.

Im März 2012 startet der Prozessauftakt gegen die vermeintlichen Hintermänner von kino.to. Vermeintlich, da Aussagen der Angeklagten das deutlich machten, was ich bereits vor Jahren in meinem Blog mitteilte: nämlich wer kino.to erst möglich machte. Namentlich: Valentin Fritzmann, Wien. Die Angeklagten äusserten nämlich, dass Fritzmann Finanzier von kino.to gewesen sei und zeitweise 150.000 Euro monatlich (!) für Werbemaßnahmen gezahlt hätte.

Im April 2012 wurde dann das “Wiener Karussell” gesprengt – und die Verantwortlichen von Wiener Behörden festgenommen. Der Tatvorwurf lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Steuerhinterziehung sowie schwerer gewerbsmässiger Betrug. Ein erneuter Schlag gegen die Glückspiel- und Callcenter-Mafia! Auch der dubiose Verein Nicht Abzocken e.V. meldet sich mal wieder aus der Versenkung zurück und möchte aufgrund meiner Berichterstattung eine Einstweilige Verfügung gegen mich durchsetzen. Immerhin habe ich mich doch tatsächlich erdreistet, den werten Herrn als “Erfüllungsgehilfen der Abofallenbetreiber” zu bezeichnen. Dazu später mehr.

Auch der Monat Mai 2012 hatte es in sich, denn Hacker hatten die Website von kino.to, welche ursprünglich nach dem Bust in Händen der Justiz lag, gekapert. Mir gelang es, mit den beiden Hackern, pin3apple & Chomik, ein interessantes Interview zu führen, welches ich in meinem Blog veröffentlichte. Wieder mal eine Randnote: auch in diesem Monat wurde, ganz sang- und klanglos, mal wieder eine Firma aus dem Netzwerk des Abzockers Frank Babenhauserheide, liquidiert. Dieses mal war es die FS Web Services. Die Inqnet GmbH (Fritzmann, Wien) zieht innerhalb Wiens um und residiert nun nicht mehr im noblen Galaxy Tower.

Juni 2012: Zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten ist am Donnerstag der Gründer und Betreiber des illegalen Internetfilmportals Kino.to verurteilt worden. Zudem muss Dirk B. nach dem Urteil der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Leipzig bis zu 3,7 Millionen Euro an den Staat abführen, die er über seine spanische Firma mit Werbung bei Kino.to eingenommen hat. In dem Einstweiligen Verfügungsfverfahren IPA / Trejtnar gegen mich entscheidet das Landgericht Bielefeld, dass nicht ohne mündliche Verhandlung entschieden werden soll. Dumm gelaufen für die Gegenseite, wie sich noch zeigen wird! Michael Burat wird vom Landgericht Frankfurt wegen Betrugs (dieses Mal wegen seiner Abofallen) zu 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Schon im Februar 2012 hatte das LG Osnabrück eine Haftstrafe auf Bewährung gegen Burat und drei weitere Angeklagte wegen gewerbsmäßigen Betrugs (bei der Generierung von Spams) verhängt (Az. 15 KLs 35/09).

Im Juli 2012 wurde dann, wie zu erwarten war, der Antrag auf Einstweilige Verfügung nach mündlicher Verhandlung vor dem Landgericht Bielefeld vollinhaltlich abgelehnt. Nicht zuletzt, da ich mit dem FDP-Politiker und Internetunternehmer Tobias Huch einen Zeugen präsentieren konnte, der tiefe Einblicke in das unseriöse Geschäftsgebaren des Thorsten Trejtnar (IPA internationale Presseagentur, Nicht Abzocken e.V.) zu bieten hatte und darlegen konnte, dass es enge Verbindungen zu dem seit Februar in Untersuchungshaft befindlichen Faustus Eberle gibt. Die Gegenseite verlor den Prozess mit Pauken und Trompeten; und ich führte nachfolgend mehrere brisante Interviews mit Tobias Huch, welche ich ebenfalls in meinem Blog veröffentlichte.

August 2012: Nach zweijähriger Anstrengung der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erringt diese ein Urteil, welches von Verbraucherschützern zurecht gefeiert wird: es ist nämlich rechtens, die Banken unseriöser Inkassounternehmen und Abofallenbetreibern schriftlich darüber in Kenntnis zu setzen, mit wem sie es zu tun haben. Soll heißen: das sogenannte “Konto-Klatschen” ist erlaubt! In dem bemerkenswert klaren Urteil wurde festgestellt, dass die von den Verbraucherzentralen versendeten Schreiben an Banken und Sparkassen deswegen gerechtfertigt sind, weil das fragliche Inkassounternehmen Forderungen eintreibt, die unter Verstoß von § 1 Abs. 6 Preisangabenverordnung erschlichen worden sind. Außerdem handelt es sich nach Auffassung des Gerichts um eine von Art. 5 Grundgesetz umfasste freie Meinungsäußerung.

Im September 2012 erfolgt der lange erwartete Prozessauftakt gegen Faustus Eberle vor dem Landgericht Frankfurt. Es sind zahlreiche Verhandlungstage angesetzt, zu denen Eberle in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird. Er sitzt seit Februar diesen Jahres ja bereits in Untersuchungshaft. Die Digitale Welten GmbH (Umfeld des Netzwerkes um Frank Babenhauserheide) geht in Insolvenz.

Akte 2012 (Sat 1) berichtet im Oktober 2012 über die IPA internationale Presseagentur GmbH und den Verein Nicht Abzocken e.V. in Bezug auf eine Kooperation mit Faustus Eberle. Es bestätigt sich im Beitrag gar die Tatsache, dass Udo Polzin (Zeichnungsberechtigter der Europe-Holding AG, ehemals von Eberle) tatsächlich im Hinterhof-Büro der IPA internationale Presseagentur GmbH (GF: Trejtnar) sitzt – und sogar dem Akte-Team die Tür öffnet. Als wäre das nicht schon schlimm genug teilt mir der Pressedezernent des Landgerichts Düsseldorf auf Nachfrage mit, dass parallel zum Eberle-Prozess in Frankfurt nun auch in Düsseldorf gegen Eberle verhandelt wird.

November 2012: Das Sat.1-Magazin “Akte” durfte das Foto einer ehemaligen Inkasso-Anwältin zeigen, die Forderungen aus sogenannten Abofallen-Ageboten im Internet durchsetzte. Ulrich Meyer sprach von einem “kleinen Sieg für die Pressefreiheit”. Zu Recht, wie nun das Berliner Kammergericht entschied. Die Anwältin war nach Ausstrahlung des Berichts gegen Sat.1 und die Produktionsfirma Meta Productions vorgegangen, wogegen sich beide Unternehmen nun mit Erfolg wehrten.

Dezember 2012: Um Vermögensverschiebungen zu vermeiden friert die Staatsanwaltschaft Frankfurt die Konten von Faustus Eberle in Höhe von rund 1,6 Mio. Euro ein. Einige Tage später wird Faustus Eberle vom Landgericht Frankfurt wegen versuchten Betruges zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und 3 Monaten verurteilt. Nun kann sich Herr Eberle, der gegen das Urteil Revision einlegte, ganz auf seinen noch laufenden Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf konzentrieren; denn dort droht ihm schließlich eine weitere, hohe Haftstrafe, die dann vielleicht zur Gesamtstrafenbildung führen könnte.

Es bleibt festzuhalten, dass nun offenbar der Knoten geplatzt ist bei unserer deutschen Justiz. Das sah vor einigen Jahren ja dummerweise noch ganz anders aus. Nun bekommen die Abzocker genau das, was sie verdienen – und das auch noch knüppeldick. Die Arroganz und Selbstherrlichkeit mancher Abofallenbetreiber ist fast gänzlich verflogen, wie es scheit. Man versucht nun offenbar noch zu retten, was zu retten ist – und ist ganz, ganz leise geworden. Was aber nicht viel bringen wird, denn im kommenden Jahr wird weiterhin schick aufgearbeitet – und abgerechnet.

Wer sich nun fragt, was es denn Neues aus der damaligen Kräuterdrogen-Hütte (sweed, freedom) des Babenhauserheide zu vermelden gibt, dem kann ich mitteilen, dass das Ermittlunsgverfahren gegen ihn eingestellt wurde. Schade? Nö. Gut so, denn: das Verfahren wurde eingestellt, da die in einem anderen Verfahren zu erwartende Strafe vermutlich höher ausfallen wird. Wir dürfen uns also im kommenden Jahr auf eine Anklageerhebung gegen Babenhauserheide samt Helfershelfern in Sachen Megadownloads & Co. freuen.

Der Form halber: es handelt sich hier um meinen ganz persönlichen Jahresrückblick, der bewusst relativ emotionsfrei und anhand recherchierbarer Fakten daherkommt. Sie finden auf IMD weitergehende Informationen und Artikel zu den jeweiligen Themen, falls Sie hier inhaltlich in die Tiefe gehen möchten.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei all jenen, die ich heute zu meinem Netzwerk zählen darf und die mit mir, Schulter an Schulter, recherchierten, Informationen zusammentrugen und diese in internen Kreisen diskutierten. Wir kleinen “Netzindianer” haben in diesem Jahr eine Menge auf den Weg gebracht, finde ich. Euch allen wünsche ich ein erfolgreiches und spannendes Jahr 2013!

(Veröffentlicht auf frickemeier.eu)

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