Donnerstag, 6. August 2009

Chef-Eintreiber Deutschland, Österreich, Schweiz: Frank Babenhauserheide

Frank Babenhauserheide lernte ich im Jahre 1994 kennen. Zu diesem Zeitpunkt betrieb er in Herford ein Inkassounternehmen sowie eine Detektei. Ich fing bei ihm als zunächst als Inkassobevollmächtigter an und wechselte später in den Bereich Detektei, weil mich dieser Bereich einfach mehr interessierte. Die Firma hieß IDS Wirtschaftsdienste - und hatte, das sei der Fairness halber gesagt, einen ausgezeichneten Ruf. Im Inkassobereich wurden Forderungen in OWL ansässiger Firmen betrieben, in der Detektei wurden neben dem klassischen Bereich der Geschäftsüberwachung (Kaufhausdetektive, Doormen, Bewachungen) auch Observationen für Industrie und Handel getätigt.

Mich hatte damals Babenhauserheide beeindruckt: er betrieb ein vom Präsidenten des Landgerichts Bielefeld zugelassenes Inkassounternehmen, war anerkannter Detektivausbilder der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD), im Vorstand verschiedener Detektiv-Verbände (u.a. im Bundesverband Internationaler Detektive e.V.) und war eigentlich über alle Zweifel erhaben. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich auch Bernd Rogalski kennen, den er als Assessor eingestellt hatte. Kurze Zeit später war er Prokurist und ist heute Geschäftsführer der Collector GmbH.

Unsere beruflichen Wege trennten sich nach einigen Jahren, weil Babenhauserheide zuvor vereinbarte Provisionen für meine Tätigkeit als Leiter der Detektei kürzen wollte und ich damit nicht einverstanden war. So verselbständigte ich mich, nachdem vor dem Arbeitsgericht immerhin ein Vergleich herauskam. Von wem ließ er sich wohl anwaltlich vertreten? Na, logisch: von Ralf Hasenbäumer. Ich beschrieb ja eingangs bereits, wie der erneute Kontakt nach Jahren wieder zustande kam, machen wir also einen Zeitsprung. Schon damals war Babenhauserheide ein lupenreiner Choleriker, der gerne laut wurde und auch schon mal spontan und grundlos Mitarbeiter rausschmiss, um sie am nächsten Tage wieder einzustellen. Daran hatte ich mich gewöhnt. Was mir nun auffiel: er war tatsächlich ruhiger und sachlicher geworden. Zumindestens dann, wenn alles lief.

Heute frage ich mich, wie ich auf ihn reinfallen konnte, denn aus dem einstmals seriösen Inkasso- und Detekteigeschäft wurde ja ganz offensichtlich eine Umkehr zu organisiertem, bandenmässigen Wirtschaftsbetruges als berufliches Hauptbetätigungsfeld. Nun, die Frage konnte ich mir leicht beantworten:

Es wird den Mitarbeitern einfach eine perfekt inszenierte Scheinwelt vorgespielt. Man wird bewusst dumm gehalten, was Hintergrundinformationen und Details angeht und es wird gelogen auf Teufel komm heraus. Die involvierte Führungsriege spricht hierbei eine Sprache und streut gezielt die Falschinformationen, die nach aussen hin das Betrügernetzwerk als seriös erscheinen lassen.

Die Strafverfolgungsbehörden täten gut daran, die aktuell noch vorhandenen sowie die ehemaligen Mitarbeiter mal zu befragen, wer im Firmengeflecht das Sagen hatte, wer die Entscheidungen traf und wer der eigentliche Chef der Firmen BWL Letter & Support GmbH, BWL Service GmbH & Co. KG, VWL Verwaltungs GmbH, Web Inkasso GmbH, IDS Wirtschaftsdienste und der Collector GmbH ist. Ich lege die Hand dafür ins Feuer, daß jeder aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter nur einen einzigen Namen nennen wird: Frank Babenhauserheide.

Prokuristin und graue Eminenz: Carmen Ihle

Sie gilt als die Vertretung von Babenhauserheide und leitet während seiner Abwesenheit die Geschicke rund um das Firmengeflecht. Immer dann, wenn es irgendwo brennt: Carmen Ihle ist da und trifft Entscheidungen - egal, um welches Projekt es sich handelt. Mich persönlich wundert die Tatsache, daß über sie in den einschlägigen Medien noch nicht berichtet wurde, denn sie besetzt zweifelsfrei eine Schlüsselfunktion innerhalb der organisierten Abzocke.

Neben sämtlichen Projekten, die in Vlotho abgewickelt werden, ist sie die treibende Kraft rund um Firstload und leitet neben der Tätigkeit als Prokuristin deren Geschicke und ist der erste Ansprechpartner für die InQnet GmbH. Ihle habe ich als "Babenhauserheide 2" kennengelernt: was Cheffe sagt, wird gemacht. Nachfragen? Um Gottes Willen! Carmen Ihle ist die Vertraute von Babenhauserheide und die einzige Person, die während seiner Abwesenheit selbständig Entscheidungen zu treffen vermag. Eine graue Eminenz par excellance, die stets das macht, was Babenhauserheide wünscht.

Ob sie Kenntnis über das hat, was praktiziert wird? Ein klares JA. Nicht zuletzt meine immer häufiger werdenden, kritischen Nachfragen wurden zu meiner aktiven Zeit so geschickt abgeblockt, so daß ich auf kein anderes Ergebnis kommen kann. So manches mit ihr geführte Gespräch empfinde ich heute als nahezu perfide, denn sie versuchte stets, mich "auf Kurs zu bringen", damit ich weiterhin mitspiele. Dazu setzte sie in erste Linie auf eine vorgegaukelte "Menschlichkeit". Immerhin sind wir ja alle eine große Familie, nicht wahr? Apropos Familie: ist es eine Überraschung, daß die Tochter von Carmen Ihle im Support von Megadownloads arbeitete? Sowas aber auch!

Strohmann: Holger Brandes

Wer sind denn nun die Macher hinter Mega-downloads.net? Beginnen wir mit dem Strohmann namens Holger Brandes, der das Supportzentrum in Vlotho leitet und das operative Geschäft tätigt. Ich lernte ihn, wie bereits erwähnt, im September des letzten Jahres kennen, als er mir von Frank Babenhauserheide als Geschäftsführer der BWL Letter & Support GmbH vorgestellt wurde. Recht schnell wurde mir klar, daß Herr Brandes keine Ahnung von gar nix hatte. Ich hatte damit aber kein Problem, denn immerhin ließ er mir im Tagesgeschäft vollkommen freie Hand. Egal, mit welcher Idee oder welchem Vorschlag zur Verbesserung ich auch immer in sein Büro kam, die Antwort lautete stets: "Gute Idee, kümmerst du dich drum? Klasse. Danke. Weiter so!". Was will man mehr als Abteilungsleiter? Ende Dezember wurden meine Frau und ich dann auch mal privat von Herrn Brandes eingeladen. So fuhren wir ins schöne Auetal in der Nähe Hannovers und lernten auch seine Frau Petra Brandes kennen. Offensichtlich sind beide sehr musikalisch, immerhin. Ein Alleinunterhalter leitet also als Strohmann für Frank Babenhauserheide die Geschicke um Megadownloads, während seine Ehefrau sich als Tina Turner-Double versucht.

Jede Hilfskraft in der Firma BWL Letter & Support GmbH wusste irgendwann, daß Herr Brandes keine Ahnung von gar nix hatte. Die Abteilungsleiter der verschiedenen Projektbereiche wurden bei Problemen befragt, an Brandes ging so ziemlich alles vorbei, da ihn eh niemand ernst nahm. In diversen Gesprächen im Mitarbeiterkreis wurde der Unmut immer größer, denn Brandes ließ die Mitarbeiter der Reihe nach ins offene Messer laufen bei Babenhauserheide, um sein Gesicht zu wahren. Heute glaube ich fest daran, daß Holger Brandes vom groß angelegten Betrug wusste und einfach mitspielte und spielt. Nicht anders ist zu erklären, daß er trotz massiver Front gegen ihn, der mitarbeiterseitig ausging, nicht gefeuert wurde. Stattdessen wurden die Mitarbeiter der Reihe nach rausgekegelt.

Bezeichnend: Herr Brandes schwärmte mir letztes Jahr von Xing vor und ermunterte mich, mich dort ebenfalls zu registrieren, was ich auch tat. Leider habe ich sein Profil damals nicht abgespeichert, aber Fakt ist: es änderte sich mehrfach. Seine berufliche Vita sah eindrucksvoll aus zu Beginn, komischerweise wurde sie mehrfach verändert. Nun frage ich mich plump: wie kann das möglich sein? Entweder habe ich irgendwo gearbeitet oder aber nicht. In der Phase meines Ausscheidens schrieb ich ihm daher öffentlich ins Gästebuch bei Xing, daß ich das beachtlich finde. Mit dem Ergebnis, daß er seinen gesamten Lebenslauf inclusive der (angeblichen) Beschäftigungsverhältnissen dort löschte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Die Staatsanwaltschaft Hannover bittet um Mithilfe!

An dieser Stelle ein Aufruf der Staatsanwaltschaft Hannover, der seit dem letzten Monat im Internet kursiert. Allerdings gibt es dabei ein Problem, denn oftmals wird in den Internetveröffentlichungen alles durcheinander geworfen, was zu nicht zielgerichteten Ermittlungen führt. Der Aufruf der Staatsanwaltschaft Hannover bezieht sich -ausschliesslich- an jene, die Rechnungen und Mahnungen der L & H GmbH erhielten. Dummerweise melden sich aufgrund unzureichender Berichterstattung zigtausend Geschädigte, bei denen es gar nicht um die L & H GmbH geht, sondern um Geschädigte gleicher Geschäftsmodelle anderer Unternehmen. Daher also noch einmal in aller Deutlichkeit:

Wenn Sie Mahnungen von der Firma L&H GmbH erhalten haben und sich bei Mega-Downloads nicht angemeldet haben oder vorher nie auf der Seite waren, werden Sie gebeten, sich mit der Staatsanwaltschaft Hannover in Verbindung zu setzen. Bitte stellen Sie sich dann als Zeuge zur Verfügung und schreiben unter Hinweis auf das AZ an:

Staatsanwaltschaft Hannover
Postfach 109
30001 Hannover

Aktenzeichen: 5302 Js 41769/09

Opendownloads.de, Softwaresammler.de und andere Projekte sind nicht Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover. Also bitte nicht alles in einen Top werfen. Immerhin muss die Staatsanwaltschaft sämtliche Anfragen bearbeiten und das kostet einen immensen, unnötigen Arbeitsaufwand bei der Vielzahl der eingehenden Schreiben der Geschädigten. Sowas muss nicht sein, also bitte: verifizieren!


Babenhauserheide sucht den Maulwurf! Juli 2009

Sowas aber auch. Da muss es im mafiös anmutenden Firmengeflecht doch tatsächlich einen (oder mehrere?) Maulwürfe geben, die mich und andere mit aktuellen Informationen versorgen. Nicht anders ist zu erklären, daß der Besuch von den Wienern zur Krisensitzung, abgehalten in den Räumen der Collector GmbH in Herford stattgefunden hat. Ebenfalls drang nach außen, daß eine Durchsuchung der Geschäftsräume der Firmenzentrale in Vlotho mit fünf Polizeibeamten erfolgte und diese offensichtlich auch fündig wurden, denn der IT-Mitarbeiter musste den Beamten eine CD mit Beweismaterial brennen.

Herr Babenhauserheide sucht nun in heller Aufregung nach dem Maulwurf und erließ erste Sanktionen gegen seine Mitarbeiter: absolutes Internet- und Handyverbot während der Arbeitszeit. Doch er ging noch einen Schritt weiter: Er forderte sämtliche Mitarbeiter auf, ihm die Passwörter (!) der Skype-Programme auszuhändigen. Außerdem mussten die Mitarbeiter Unterlassungserklärungen unterzeichnen, Skpye während der Arbeitszeit nicht mehr zu nutzen. Mit den erlangten Passwörtern wollte er den Schriftverkehr, welcher über den jeweiligen Account erfolgte, nachvollziehen, um den oder die Maulwürfe zu finden. Übrigens: wer zu dieser Maßnahme nicht bereit war wurde gefeuert. Offensichtlich liegen die Nerven also blank.

Bringt nichts, lieber Frank. Glaub mir! An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den oder die Maulwürfe, deren Identität ich selbstverständlich schütze. Ehrensache!

In diesem Zusammenhang sei vielleicht noch erwähnt, daß man für die Mitarbeiter mal eine Lanze brechen muss. Die sind (ausgenommen die Führungskräfte, die genau wissen, was läuft) nämlich mit dem normalen Tagesgeschäft ausgelastet und werden bewusst dumm gehalten. Kritische Nachfragen führen unweigerlich zur Kündigung, die Gründe sind dann jeweils lächerlich, werden aber toternst vorgetragen, so daß der gekündigte Mitarbeiter fast schon selbst glaubt, er habe unverschuldbare Fehler begangen. Entsprechend hoch ist die Fluktuation im Firmengeflecht von Babenhauserheide. Aber, was solls. Dann wird halt ein neuer Mitarbeiter eingestellt, es gibt ja genug Menschen ohne Arbeit in der heutigen Zeit.

Oha! Die Steuerfahndung steht vor der Tür! Juni 2009

Mittags, um 12.oo Uhr. Es klingelt, ich gehe an die Tür. Zwei Herren schauen mich eindringlich an und wollen meine Frau sprechen. "Sorry, die ist in der Stadt, worum gehts denn?" - "Steuerfahndung Hannover!" - "Na, kommen sie mal rein, wollen Sie einen Kaffee?". Ich rief meine Frau auf dem Handy an und sagte ihr, sie möge bitte nach Hause kommen, da die Steuerfahndung Hannover da sei. Eine Viertelstunde später traf sie ein und wir erörterten den gesamten Sachverhalt. Das Gespräch verlief harmonisch und schnell wurde klar, was in dieser Angelegenheit eigentlich abgeht. Die Beamten der Steuerfahndung waren verblüfft, denn bereits am Vortag habe ich der Staatsanwaltschaft Hannover eine Mail geschrieben. Hintergrund: uns erreichte noch ein Schreiben der Sparkasse Hannover, in dem mitgeteilt wurde, daß das Firmenkonto gepfändet sei. Gläubiger: Staatsanwaltschaft Hannover. Zu diesem Zeitpunkt dürften rund 300.000 Euro auf dem Konto gelegen haben. Ich informierte die Staatsanwaltschaft Hannover darüber, daß es noch weitere Konten gäbe, auf denen offenbar noch mehr Geld liegt. Im Beisein der Steuerfahnder telefonierte ich nun mit dem leitenden Staatsanwalt in Hannover, der den Besuch der Steuerfahndung in Auftrag gab, und am nächsten Tag setzten wir uns in Hannover zusammen. Erneut ein Sondierungsgespräch, erneut der Kronzeugen-Status.

Es mag an dieser Stelle durchaus mal erwähnt werden, daß die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden durchaus fruchtbar sein kann. Ich habe sowohl mit der StA Detmold als auch der StA Hannover beste Erfahrungen gemacht. Muss ja auch mal gesagt werden! Nach meinem Ausscheiden aus dem Netzwerk habe ich akribisch weiter recherchiert. Ich schaute mir viele konservierte Fernsehbeiträge auf You Tube an und musste mich letztlich mit Adrian Fuchs in Verbindung setzen. Immerhin ist er derjenige, der zweifelsfrei mit seiner Arbeit massgeblich zur Aufklärung und Bekämpfung der Abzockszene beiträgt. Wie der geneigte Leser sieht versuche ich, Symbiosen zu schaffen und Kontakte zu knüpfen. Rechtliche Institutionen, Print- und Internetmedien zusammenzubringen. Bislang erfolgreich, glaube ich.

Der Versuch, eine Drohkulisse aufzubauen, April 2009

Am 27.03.2009 stand plötzlich der Firmenanwalt des Netzwerkes, Ralf Hasenbäumer vor unserer Tür und klingelte mehrfach. Dummerweise waren wir gerade mit unserem Bengel beschäftigt und schafften es nicht rechtzeitig zur Tür. Immerhin hinterließ Herr "Rechtsanwalt" Hasenbäumer ein Schreiben in unserem Briefkasten, in dem er uns zur Rückzahlung von -angeblich- zu Unrecht einvernahmten 75.000 Euro an Provisionen aufforderte. Sollten diese nicht binnen einer Frist zurückgezahlt werden, würde er uns verklagen.

Zu Herrn Hasenbäumer kann man sich bitte im Netz informieren, ich erspare mir bewusst, meine Meinung zu schreiben. Vielleicht nur soviel: der Brief wurde an einem Freitag in den Briefkasten geworfen, am Samstag (arbeiten da seriöse Anwälte?) rief er mich auf dem Handy an und versuchte erneut, eine Drohkulisse aufzubauen. Ich verabschiedete ihn mit den Worten: "Werter Herr Rechtsanwalt Hasenbäumer, drohen Sie nicht, machen sie einfach.". Es ist müßig zu erwähnen, daß bis heute nichts passierte, oder?

Teile dieses Beitrages wurden unter dem Aktenzeichen 5 O 300/09 seitens des Landgerichts Bielefeld untersagt.

Sechster Akt: Gewissheit erarbeiten, März 2009

Wer kann besser zur Aufklärung beitragen als ein Staatsanwalt, der mit den laufenden Ermittlungen betraut ist? Niemand. So setzte ich mich mit der Staaatsanwalt Detmold in Verbindung und fragte einfach mal nach, ob wir uns nicht einmal zusammensetzen wollen. Glücklicherweise freute man sich darüber, der Termin fand kurze Zeit später in Detmold statt. In einem Sondierungsgespräch tauschten wir uns binnen einiger Stunden aus - und ich stellte fest, daß mein Schritt, sich NICHT erneut ködern zu lassen, richtig war. Ich kam übrigens nicht mit leeren Händen, sondern mit einer Fülle von Unterlagen. Mir wurde mitgeteilt, daß ich nunmehr einen sogenannten "Kronzeugen-Status" inne hätte. Fortan vereinbarten wir, uns bei Neuigkeiten zu informieren und in Kontakt zu bleiben. Irgendwie ein beruhigendes Gefühl.

Erneuter Anwerbeversuch, März 2009

Das Telefon klingelt. Carmen Ihle, die Prokuristin und graue Eminenz um Babenhauserheide, säuselt mir ins Ohr: "Claus, wir brauchen eine Gesellschafterversammlung. Du bist Geschäftsführer, bitte beraume sie zeitnah ein." - " Selbstverständlich, den Termin gebe ich in Kürze bekannt." - "Danke, und wir vermissen dich!" - "Bitte.".

Interessant. Was würde mich dort erwarten? Na, schauen wir mal. Der Termin wurde vereinbart, pünktlich war ich vor Ort in der Firmenzentrale in Vlotho. Während eine Auszubildende eine Kanne Kaffe kredenzte kamen wir direkt zum Thema. Ich wartete permanent darauf, daß Babenhauserheide nun die Katze aus dem Sack lässt ("hiermit setzen wir dich als Geschäftsführer ab!"), aber nix dergleichen. Im Gegenteil wurde mir Honig um den Mund geschmiert:

"Lieber Claus. Gemeinsam sind wir stark und wir wissen deine Arbeit zu schätzen. Komm zurück, wir halten alle zusammen und vergessen das, was war!" - "Carmen, darüber muss ich nachdenken, gebt mir ein paar Tage!" - "Aber sicher, lieber Claus. Aber die Zeit drängt. Wir haben noch soviel vor. Wir könnten uns durchaus vorstellen, daß du in unserem gerade in Gründung befindlichen Logistikzentrum eine tragende Rolle spielst." - "Ich melde mich.". Sebstverständlich meldete ich mich nicht und recherchierte weiter, tauschte mich per Mail oder per Telefon mit ernstzunehmenden Journalisten aus und trennte weiterhin Spreu von Weizen. Beeindruckend, wie Ihle und Babenhauserheide um meine Rückkehr buhlten, fast schon oscarverdächtig. Verkehrte Welt!

Fristlose Kündigung, Februar 2009

Tja, es war einfach absehbar. Zuviele unbequeme Fragen rund um die Projekte, das Firmengeflecht. Es kam, wie es kommen musste: unter einem windigen Vorwand wurde ich als Abteilungsleiter der BWL Letter & Support GmbH fristlos (!) entlassen. Es war ein regulärer Arbeitstag, als mich Holger Brandes in sein Büro rief. "Claus, Frank hat gerade angerufen. Ich soll dich entlassen!" - "Och? Interessant. Und warum?" - "Er hat sich die Urlaubsliste angeschaut und du hattest während der Probezeit mehr Urlaub, als dir zusteht." - "Tatsächlich? Das wäre mir neu." - " Ja, der eine Tag als du nach Hannover gefahren bist, der ist zuviel gewesen!" - " *öhm*... ich habe doch auf seine Anweisung hin dort Konten eröffnet?" - "Kläre das mit ihm persönlich, ich jedenfalls soll dir die Kündigung schreiben." - "Okay, dann nur zu! Gib alles!".

Ich wartete nun auf Frank Babenhauserheide, der einige Zeit später auch in der Firmenzentrale erschien. Besprechung. Anwesend wieder einmal: Holger Brandes, Carmen Ihle, Frank Babenhauserheide. Ernste Mienen. Frank Babenhauserheide eröffnte das Gespräch: "In letzter Zeit ist mit dir nichts mehr los. Du stellst andauernd Fragen, anstatt dich um das Tagesgeschäft zu kümmern. Das habe ich mir anders vorgestellt. Dann habe ich die Urlaubsliste angeschaut und bin vom Glauben abgefallen: du hast einen ganzen Tag blau gemacht!" - "Habe ich nicht. Den Tag, den du meinst, habe ich mit Kontoeröffnungen verbracht, du wolltest das so und hast mich von der Firma direkt nach Hannover geschickt!" - "Sowas dauert keinen ganzen Tag!" - "nicht?" - "Nein!". Ich schaute in die Runde und fand eigentlich, daß der Anlass passend wäre, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Ich stand wortlos auf und ließ die verdutzten Abzocker am runden und hochglanzpolierten Meeting-Table zurück.

Kaum zuhause angekommen klingelte das Telefon. Carmen Ihle, die Prokuristin. "Mensch Claus, du weißt doch, wie Frank ist. Der meinte das doch nicht ernst." - "Sorry, Carmen, das Thema ist durch!" - "Denk doch an deine Familie, ihr braucht doch das Geld!" - "Sicher, aber so veralbern lassen? No way!" - "Überleg es dir nochmal!" - "Danke fürs Gespräch!"

Eigentlich dachte ich, daß mit der Kündigung sämtliche Geschäftsbeziehungen erledigt seinen, also nicht nur meine Tätigkeit als Abteilungsleiter der BWL Letter & Support GmbH, sondern auch die Tätigkeit als Geschäftsführer der VWL Verwaltungs GmbH und der BWL Service GmbH & Co. KG. Weit gefehlt, wie ein Anruf von Heike Babenhauserheide am nächsten Tag offenbarte:

"Mensch, Claus! Du hast da offensichtlich vieles missverstanden. Frank meint es doch nur gut mit dir. Die Kündigung sollte nur ein Warnschuss sein, er meinte sie nicht ernst. Du weißt doch, wie er ist." - " Mit mir könnt ihr nicht mehr rechnen." - "Mensch, denk doch mal an das Geld und wir kennen uns doch schon so lange. Brandes ist ein Idiot, als er dir per SMS schrieb, daß sich die Kündigung auf sämtliche Verträge bezog, natürlich läuft L&H weiter, und auch die beiden Geschäftsführerposten bleiben natürlich.".

Zur Erklärung:
Strohmann Holger Brandes schrieb mir, nachdem ich einfach so die Besprechung verließ nachfolgend eine SMS, die Kündigung würde sämtliche Verträge und Tätigkeiten betreffen. Die Marionette war offensichtlich übereifrig und froh, daß ich das Feld geräumt habe. Was offensichtlich Babenhauserheide überhaupt nicht schmeckte. Immerhin liefen die Konten über uns - und wir haben nach der Kündigung sofort die Passwörter geändert, um weiteren Zugriff aus Wien zu verhindern. Legitim, oder? Ebenfalls legitim, daß man sich nach Kenntnis dieser Tatsache wieder einschleimt, um das Geschäft weiter zu betreiben, wenn auch irgendwie lächerlich.

Bin ich aufgeflogen? Das Verhalten ändert sich plötzlich. Januar 2009

Die Infos im Netz sind nicht immer von guter Qualität, man muss Spreu von Weizen trennen. Oftmals werden Threads in Internetforen auch von Leuten lanciert, die sich tatsächlich angemeldet haben und einfach nur einen Weg suchen, nicht zahlen zu müssen. Der Fairness halber sei dies erwähnt. Die Suche nach plausiblen und seriösen Berichterstattungen gestaltete sich somit zu einer wirklich zeitraubenden Aufgabe. Selbstverständlich nahm ich diese Aufgabe nach Feierabend dennoch wahr, denn es ging letztlich um die entscheidene Frage, ob das, was ich hier tue, rechtmässig ist oder eben nicht. Sorry, aber: ich bin gerade Vater eines Wunschkindes geworden, habe gerade erst geheiratet und sicher nicht vor, mir und meiner Familie die Zukunft zu versauen. Für kein Geld der Welt, übrigens!

Es war schwer für mich, mir tagsüber in der Firma nichts anmerken zu lassen. Anfangs hatte ich den Eindruck, man sähe mir an, was ich so im stillen Kämmerlein treibe. Eine heikle Phase, denn ich begann dennoch gewisse Abläufe zu hinterfragen und so kam es im weiteren Verlauf zu immer öfteren Konfrontationen innerhalb der Führungsriege. Mir war aber wichtig, die Infos im Netz mit meinen Erfahrungen abzugleichen, um diese komplex angelegte Abzocke (wie ich heute weiß) für mich selber zu hinterfragen und die gewonnenen Infos in Relation zu dem zu setzen, was im Tagesgeschäft passiert. Nur so kann schließlich ein Schuh draus werden!

Beispiel: Ich hinterfragte etwas bei meinem Geschäftsführer Holger Brandes, dieser zuckte nur mit den Achseln und verwies mich an Frank Babenhauserheide. Eine Marionette par excellance. Babenhauserheide wurde zunehmend hektischer und aufmerksamer, was meine Person anging. Häufig hatte ab diesem Zeitpunkt meiner Nachfragen den Eindruck, man wolle mich informativ einfach vergammeln lassen. Sprich: Infos, die früher ständig und unaufgefordert kamen, musste ich erst erfragen und kamen auch dann nur spärlich. Hier wurde offensichtlich eindeutig gemauert und man traute mir nicht mehr. Umso mehr recherchierte ich im Netz und besorgte mir in endlosen Stunden nach Studium vermutlich der meisten verfügbaren Seiten mit entsprechend recherchierten Inhalten ein abschließendes Bild zu machen. Von Tag zu Tag wuchs die Erkenntnis, daß es sich im Firmengeflecht um Megadownloads um ein ausgeklügeltes und sehr komplexes Paradebeispiel für organisierte Wirtschaftskriminalität handelt.